Eine weitere Continental Hängelampe findet im April 2021 Platz in meiner Sammlung. Von einem Sammlerkollegen bekam ich das Angebot eine von ihm 2014 erworbene Continental 390 zu bekommen. Nach kurzer Überlegung sagte ich zu und erhielt einen Karton voller Lampenteile... Erstmals 1918 wurde dieses Modell mit "300 Kerzen" im Katalog in verschiedenen Ausführungen beworben, ab 1930 änderte sich das Design, so dass der Produktionszeitraum auf die Zeit von 1918-1930 beschränkt werden kann.
Als erstes wurde die Lampe einmal kurz zusammengesteckt um einen Gesamteindruck zu erlangen.

Nun müssen die ganzen Bauteile überholt und gangbar gemacht werden, es wird bestimmt etwas dauern bis die Lampe wieder leuchtet.
Als erstes geht es um die Anfertigung einer Düse. Die originale Düse ist im Querschnitt viel zu groß weil vermutlich durch Rostbefall die Düsenbohrung korrodierte, so dass zwei neue Düsenkörper (einmal Reserve) angefertigt wurden. Die Anfertigung des Düsenkörpers ging recht gut von der Hand, jetzt kann der Vergaser mit Petromax Düsen bestückt werden und bei der späteren Abstimmung können dann Düsen von 150-500HK probiert werden. Lediglich der Sechskant der Düse muss ein wenig abgedreht werden.


Als weitere Arbeiten standen die Gangbarkeit der Absperrhähne und der Verschraubungen wieder herzustellen. Dazu gibt es keine Bilder, da nur der Rost entfernt werden musste. Nach diesen Arbeiten musste ein Behelfstank gebaut werden, da der originale Ringtank noch undicht ist. Ein Tank einer Petromax mit einer angepassten Schlauchtülle und 2m Druckschlauch bieten die beste Vorraussetzung für einen Probelauf.

Ein Kollateralschaden kommt immer mal vor... Beim Montieren des Glases ist selbiges samt Gussring aus geringer Höhe hingefallen. Glas und Guss, das Ergebnis:

Aber zum Glück geht der Trend zum Zweitglas und der anschließende erste Probelauf war ein schöner Erfolg. Nach knapp 100 Jahren leuchtet die Lampe wieder!

Weiter gehts. Wir haben Januar 2022 und bei einem Freund ging die Restaurierung weiter.
Der Tank musste wg. mehrerer Undichtigkeiten (Rost) geöffnet werden.

Man kann das Dilemma erkennen:

gestrahlt und geschweißt:

Es wird zusammen gefügt, was zusammen gehört:

Die Spritleitung zerfiel beim anschauen quasi von alleine, also auch neu.

Da beim Vorheizen (mit Spiritus) oftmals eine Flamme aus dem Rohr kommt, muss dieses verschlossen sein. Der originale Stopfen war leider nicht mehr vorhanden, ich habe einen eigenen Stopfen entwickelt. Vielleicht findet sich ja irgend wann eine originale Kappe...

Ein Jahr später im Februar 2023, mit neuem Elan, ein zweiter Versuch.
Den Tank nochmals gelötet, geschweißt und anschl. mit langsam steigendem Druck getestet.

Test bestanden, Lampe leuchtet! Vorerst ohne Glas ;)

Nun ein ausgiebiger Testlauf. Lampe fertiggestellt, Danke Jan R. für die Hilfe!
Jörg Wekenmann hat mit freundlicherweise einen Auszug aus seinem umfangreichen Archiv zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um einen Katalog aus dem Jahr 1919, dort sind die verschiedenen Invert Lampen aufgeführt, u.a. auch ein Beleg für meine Lampe.

Auf der Webseite von Erik Leger ist die Geschichte der Frankfurter Firma Continental Licht schön beschrieben.